Quer durch Münchens Zentrum

29. Oktober 2014 | By | Add a Comment

Es solle bei diesem Festival „nicht um möglichst abgefahrene Orte“ gehen, sondern ums Inhaltliche, wie der Kulturreferent Hans-Georg Küppers bei der Pressekonferenz betonte. Was nicht bedeutet, dass man sich künstlich begrenzt. Denn so mancher besonderer Inhalt lässt sich in einem besonderen Raum eben noch besser hervorholen.

Wenn der Filmemacher Roland Klick und der Schriftsteller Clemens Meyer über große Erfolge und bittere Niederlagen sprechen, scheint das auf Anhieb nicht viel mit Literatur zu tun zu haben. Und doch spiegelt es die Idee des forum:autoren 2014 exakt wieder: „Es geht um den Prozess“, sagt der Kurator Meyer, „um Begegnungen von Künstlern und Künsten auf einer gestalteten Bühne.“ Die Bühne ist in dem Fall das Atelier der City-Kinos in der Sonnenstraße, Münchens erster Adresse für Arthouse-Filme – und als Schauplatz des Filmfests München, des Fantasy Filmfests sowie weiterer Events durchaus festivalerprobt.

Einige Straßen weiter befindet sich das Café am Beethovenplatz, auch bekannt als Mariandl wie das gleichnamige Hotel darüber. Das Kaffeehaus in dem denkmalgeschützten Belle-Époque-Gebäude bietet die Kulisse für den Sonntagssalong im Stil der 20er-Jahre: Die Schriftsteller Sten Nadolny und Thomas Rosenlöcher unterhalten sich und lesen aus ihren Werken, der Pianist Thomas Günther spielt dezente Barmusik, die Wände zieren Bilder von zeitgenössischen Künstlern.

Etwa zur selben Zeit wie das Mariandl, in den Jahren 1900 und 1901, wurde das Schauspielhaus in der Maximilianstraße erbaut. Es ist eines der letzten Jugendstiltheater Deutschlands und Hauptspielstätte der Münchner Kammerspiele. Diese sind bestens eingespielte Partner des Literaturfests – und das nicht nur, weil sie von Anfang an, also seit 2010, mit dabei sind. In diesem Jahr bringt Clemens Meyer hier mit Studenten der Abschlussklasse der Otto-Falckenberg-Schule sein Theaterstück Danton oder Tod im Dschungelcamp auf die Bühne.

Erstmals mit dabei ist das MMA, das Mixed Munich Arts, in der Nähe des Karolinenplatzes. Der im April 2014 eröffnete temporäre Club verknüpft Kunst, Kultur, Party, Gastronomie und dient während des Literaturfests als Festivalzentrum des forum:autoren. Das ehemalige Heizkraftwerk der Stadtwerke wurde als Kulturort zur Zwischennutzung umfunktioniert. Mit seiner rauen Industrie-Architektur und einer Raumhöhe von über 21 Metern bietet es genau den von Meyer erwünschten Freiraum, um Neues entstehen zu lassen. Und sei es auch nur für einen Abend.

Ein etablierter Kulturort zur Dauernutzung ist wiederum der schon von weitem sichtbare, große rote Backsteinbau am rechten Hochufer der Isar: Der Gasteig feiert im kommenden Jahr sein 30-jähriges Jubiläum. Er bietet pro Jahr über 1800 verschiedene Veranstaltungen und beherbergt renommierte Kulturinstitutionen. So ist hier neben der Münchner Stadtbibliothek, den Münchner Philharmonikern, der Hochschule für Musik und Theater und der Münchner Volkshochschule seit 25 Jahren jeden Herbst auch die Münchner Bücherschau zu Hause.

Das im sogenannten Brienner Quartier in Münchens Altstadt gelegene Literaturhaus München trägt seine Bedeutung im Namen: 1997 in einem ehemaligen Schulhaus eröffnet, ist das dreistöckige Gebäude aus dem 19. Jahrhundert heute die erste Adresse für Literatur in München. Und auch wenn hier das ganze Jahr über gelesen und diskutiert wird, setzt das Literaturfest doch eine ganz besondere Marke. Zudem hat sich das Literaturhaus als Ausstellungshaus einen Namen gemacht: Zurzeit ist hier „Erfolg“ – Lion Feuchtwangers Bayern zu sehen.

(Tina Rausch, Literaturfest Redaktion)

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Foto: ©MMA

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